EcoPaintJet im BESSER LACKIEREN Podcast
Oct 1, 2019
Frank Herre spricht über die Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten des oversprayfreien Lackierens
Das innovative Verfahren des oversprayfreien Lackierens ermöglicht, dass Lacke großflächig oder in einfachen Mustern mit randscharfen Farbkanten aufgetragen werden. Frank Herre, Leiter der Entwicklung Applikation Prozess, geht im Podcast mit der Besser Lackieren auf die Möglichkeiten und Vorteile der neuen Technologie ein.
100% des Lacks landen ohne Verluste auf der Oberfläche, zweifarbige Lackierungen sind problemlos möglich – und das schneller, energiesparender und ressourcenschonender als bisher. Das sind die Versprechen des → EcoPaintJet. Gerade in Zeiten, in denen zahlreiche Produkte individualisiert werden, bringt der EcoPaintJet viele Vorteile mit sich: „Das Besondere an dem EcoPaintJet ist sicherlich, dass wir mit einem Auftragswirkungsgrad von 100%, oder nahezu 100% arbeiten. Wir haben definitiv keinerlei Lacknebel den wir erzeugen. Wir können damit individuelle Produkte gestalten. Wir können automatisierte Fertigung effizient und umweltschonend miteinander verbinden", erklärt Frank Herre.
Das Produkt ist aber nicht nur innovativ – es ist bereits in der Serienfertigung angekommen, wie beispielsweise bei Audi in Ingolstadt, wo es für die zweifarbige Lackierung der Karosserien eingesetzt wird.
Welche weiteren Optionen Frank Herre bei der Applikation mit dem „EcoPaintJet“ sieht und welche Zukunftsvisionen Dürr für Weiterentwicklungen hat, hören Sie im.
Der Weg zum EcoPaintJet begann mit dem Wunsch die hohen Energiekosten der herkömmlichen Lackieranlagen zu senken und umweltschonender zu arbeiten. Eine Ausschreibung des BMBF mit dem Projekt „Green Carbody“ bereitete den Weg. Das Aufbereiten der Luft in den Lackieranlagen und das Entsorgen des Oversprays, das beim Auftragen des Lacks mit Zerstäubertechniken entsteht, führte zu einem enorm hohen Energieverbrauch, sowie großen Verlusten an Lackmaterial. Zudem verbraucht man bis zu 15 qm2 Maskierfolie bei mehrfarbigen Lackierungen, die in einer Arbeitszeit von bis zu 50 min. manuell aufgebracht werden muss und am Ende zu Sondermüll wird. Da man beim oversprayfreien Lackieren viel weniger Luft aufbereiten muss, entstehen Energieeinsparungen von 50-65% in der Lackierkabine und man verwendet 100% des Lacks – ganz ohne vorheriges Maskieren. Ein riesiger Schritt hin zu ressourcen- und umweltschonendem Arbeiten.
Das Prinzip des EcoPaintJet
Der Applikator des EcoPaintJets beinhaltet eine Platte mit kleinen Löchern. Diese sorgen dafür, dass der Lack in geraden Strahlen auf einer Breite von 50 mm appliziert werden kann. Frank Herre erklärt: „Der Lack wird also in Einzelstrahlen „aufgelegt“, verläuft dann und das ergibt einen geschlossenen Lackfilm, der den Vorteil hat, dass er rechts und links scharfkantig ist. Es braucht also für das Applizieren keine Klebebänder“.
Einsatzmöglichkeiten außerhalb der Automobilindustrie
Obwohl sich die Firma Dürr zunächst auf den Bereich der Automobillackierung konzentriert hat, sind auch in anderen Industriebereichen bereits Tests durchgeführt worden. Gerade bei kleineren Losgrößen oder häufigen Farbwechseln bietet der PaintJet auch in der allgemeinen Industrie Vorteile.
Weitere mögliche Anwendungsmöglichkeiten:
- Kartonagen
- Zweiräder
- Garagentore
- Dekorlackierung in der Eisenbahn- oder Flugzeugindustrie
„Alles was sich (halbwegs) automatisiert applizieren lässt, lässt sich auch mit dieser Technik vereinbaren. Sofern es eine Serienlackierung ist und sich der Aufwand lohnt, machen wir einen Test/Versuch und schauen ob sich die Energieeinsparungen beim Kunden lohnen“, sagt Frank Herre.
Der Lack als Teil des Erfolgs
Der Lack darf bei all der Begeisterung über die Vorteile des EcoPaintJets nicht vergessen werden. Bisherige Lacke waren auf das Applizieren mit Zerstäubertechniken ausgerichtet. Man kann also nicht jeden beliebigen Lack einfach „einfüllen und loslegen“. Die Lacke müssen angepasst werden um harmonisch mit dem EcoPaintJet zu arbeiten und perfekte Ergebnisse zu erzielen. „Der Lack wurde bisher in sehr kleine Partikel auf eine sehr große Fläche zerstäubt. Diese Partikel trockneten auf dem Weg zur Oberfläche bereits etwas an. Das haben wir nun nicht (mehr). Wir haben keinen Flug, die Oberfläche ist kleiner und die Trocknung geringer. Wenn wir die bisherigen Lacke 1:1 so nehmen, sind sie zu nass. Das Trocknen dauert zu lange oder der Lack verläuft.“ so Frank Herre.