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Gegen den Stillstand: Scheibeneinbau im Fließbetrieb

Neue Klebetechnik-Lösung ermöglicht Seitenscheibeneinbau im Fließbetrieb

Mit dem Produktionsbeginn des Elektroautos ID.3 läutete der Volkswagenkonzern in seinem Werk in Zwickau Ende 2019 eine Elektro-Offensive ein. Um bestehende Werke für die Produktion von E-Fahrzeugen fit zu machen, sind umfassende Modernisierungen erforderlich, so auch bei Volkswagen in Zwickau. Der Autohersteller setzt dabei vor allem auf Effizienz und hohe Flexibilität. In dem sächsischen Werk kommt deshalb beim Seitenscheibenkleben erstmals eine neue Klebetechnik-Lösung zum Einsatz.

Mit der Entscheidung, dass in Zwickau in Zukunft ausschließlich E-Fahrzeuge vom Band rollen sollen – geplant sind 330.000 Stück pro Jahr – stehen enorme strukturelle Veränderungen in der Endmontage an.

Im Zuge des Werksumbaus für die Fertigung der neuen E-Fahrzeugmodelle mit modularem Elektro-Baukasten (MEB) wurde das Scheibenzentrum hochautomatisiert. Manuel Vogl, Key Account Manager – Sales and Proposals Gluing, erklärt, was den Seitenscheibeneinbau in Zwickau so besonders macht: „Dieser erfolgt im sogenannten Line Tracking, also im Fließbetrieb. Die Karosserie bewegt sich mit der Schubplattform kontinuierlich weiter, während Roboter die Seitenscheiben einsetzen.“

Zukünftig läuft somit alles vollautomatisch: die Zuführung der Großscheiben aus sequenzierten Transportbehältern und der Seitenscheiben aus sortenreinen Transportbehältern über das Logistikmodul, der Klebstoffauftrag sowie die Montage der Großscheiben im Takt- und der Seitenscheiben im Fließbetrieb. Bislang war der automatische Einbau der Seitenscheiben nur im Stop-and-Go-Modus möglich.

Dürr entwickelte das „Line Tracking“-Verfahren in enger Kooperation mit Volkswagen. Ein Vorteil des neuen Verfahrens sind erhebliche Kostensenkungen, da die Fördertechnik nicht mehr an den Taktbetrieb angepasst werden muss. Außerdem ist der Standort flexibel wählbar, denn die Seitenscheibenklebeanlage lässt sich an jeder beliebigen Stelle in der Montagelinie integrieren.

Der Systemwechsel hin zur Elektromobilität betrifft allerdings nicht nur die Klebetechnik, sondern die komplette Endmontage. Dürr reagierte auf die neuen Herausforderungen mit der Strategie NEXT.assembly für das Endmontagegeschäft: Sie bündelt die Kompetenzen in allen Bereichen von der Planung und Beratung über die Förder-, Klebe-, Montage- und Befülltechnik bis hin zu den Prüfständen am Bandstraßenende und den passenden digitalen Lösungen für die Endmontage. Herstellern eröffnet das für ihre Elektro-Offensiven die Möglichkeit, für die Endmontage wahlweise Einzelbestandteile aus einem modularen Baukasten oder eine optimierte Gesamtlösung auszuwählen.

Bei Volkswagen in Zwickau kamen im Rahmen der NEXT.assembly-Strategie somit weitere Dürr-Technologien zum Einsatz. Beispielsweise wurden für den Hochzeitsprozess, die Fixierung der Batterie im Unterboden der Karosserie, acht Multi-Direktschraubsysteme x-gun eingesetzt. Auch die Befülltechnik musste angepasst werden. Das neue Kältemittel R744, das aufgrund seiner thermodynamischen Eigenschaften kühlen und heizen kann, ermöglicht E-Fahrzeugen eine höhere Reichweite. Auch technologisch musste die Befüllanlage von der Grundeinheit bis hin zu den Adaptern für die neueste Adaptergeneration G4 Blue neu aufgesetzt werden. Die Umstellung auf die Produktion strombetriebener Fahrzeuge erforderte darüber hinaus eine Anpassung der Fördertechnik, weshalb Volkswagen dafür diverse Umbauarbeiten im Bereich der Hängeförderer bei Dürr in Auftrag gegeben hat.

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